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er an Workaholics denkt, der glaubt häufig, die Arbeitssucht träfe nur Manager. Doch das stimmt nicht. Vom Handwerker über den Arzt bis hin zum Altenpfleger kann es jeden treffen. Die Workaholics fühlen sich in ihrer Situation oft gut – zumindest für eine Weile. Anders kann es allerdings für ihre Partner sein. Sie vermissen ihren viel beschäftigten Ehepartner. Das kann so schlimm werden, dass sich eine Ehekrise entwickelt. Ob sich diese meistern lässt, hängt von beiden Partnern ab.

Der erste Schritt aus einer Ehekrise wegen der Arbeit: das Warum finden

Ihr Partner ist ein Workaholic und Sie leiden darunter? Ihm jetzt Vorwürfe zu machen, ist wenig produktiv. Besser ist es, gemeinsam das „Warum“ zu finden. Für das hohe Arbeitspensum gibt es Gründe. Das können sein:

  • Der Chef verlangt den höchsten Einsatz.
  • Das Streben nach Anerkennung und Erfolg steht im Vordergrund.
  • Ein Konkurrenzkampf innerhalb oder außerhalb der Firma
  • Finanzielle Sorgen – tatsächliche oder eingebildete – sind die Antriebskraft.
  • Es geht darum, den Partner oder die Eltern mit Stolz zu erfüllen.

Dies sind ein paar klassische Gründe für die Arbeitssucht. Häufig treten gleich mehrere auf, wodurch es noch schwerer wird, sich von der Sucht zu befreien.

Arbeitssucht: Der Begriff „Sucht“ ist ganz bewusst gewählt. In der Tat kann jemand süchtig nach Arbeit sein. Streng genommen ist er jedoch nicht süchtig nach der Arbeit, sondern nach der Belohnung, die auf die Arbeit folgt. Das können Lob, Anerkennung, Lohnerhöhung, Statuserhöhung und einiges mehr sein. Da in unserer Gesellschaft ein hohes Arbeitspensum oft bewundert wird, fühlen sich die Workaholics in ihrem Tun bestärkt.

Selbstverständlich ist nicht jeder Mensch, der gerne und viel arbeitet, ein Workaholic. Eine Arbeit zu haben die einen ausfüllt und Spaß macht, ist außerordentlich befriedigend. Auch ist es ein wichtiger Teil des menschlichen Strebens Teil eines Teams zu sein oder seine Kunden und Mitarbeiter glücklich zu machen. All dies sind keine Anzeichen für eine Arbeitssucht. Erst wenn der Mensch beginnt, dauerhaft sich selbst und seine Umgebung zu vernachlässigen und entgegen seinem sonstigen Naturell verbissen und gehetzt nur noch seine Arbeit sieht, sollte man eine Arbeitssucht vermuten.

Symptome der Arbeitssucht

Das auffälligste und offensichtlichste Symptom der Arbeitssucht ist natürlich das viele Arbeiten. Der Workaholic vergisst Verabredungen und Absprachen. Er nimmt sich für das Privatleben kaum noch Zeit. Doch das sind nur ein paar Anzeichen für die Sucht. Ähnlich wie bei anderen Süchten zeigt sich mit der Zeit auch eine zerstörerische Wirkung auf Körper und Psyche. Dazu gehören Depressionen, Magenschmerzen, Ohrensausen, Herzschmerzen, ein zu hoher Blutdruck und Gedankenlosigkeit wegen Stress. Nicht selten entsteht letztlich ein Burnout, welches das komplette Leben lahmlegen kann.

Handelt es sich tatsächlich um eine Sucht nach Arbeit?

Glauben Sie, dass Ihr Partner ein Workaholic ist? Dann hinterfragen Sie dies gründlich. Nicht immer liegt eine Arbeitssucht vor. Ein Indiz für das Vorhandensein einer Arbeitssucht kann sein, dass sich Ihr Partner in den nächsten Monaten keinen Urlaub nehmen möchte. Er bringt stattdessen fadenscheinige Ausreden vor, was gar nicht zu seinem bisherigen Verhalten passt. Es kann aber auch sein, dass Ihr Partner keine Zeit mit Ihnen verbringen möchte. Wenn er sagt, er sei beim Arbeiten, ist er vielleicht eigentlich beim Freund oder hat eine Affäre.

Eine andere Möglichkeit ist, dass Ihr Partner nur ein temporäres, höheres Arbeitsaufkommen hat. Ärzte im Praktikum, Jobanfänger in anderen Bereichen, Projektmanager, Unternehmensgründer und einige Berufsgruppen mehr haben zeitweise eine extreme Arbeitsbelastung. Jetzt ist die Frage, ob Sie damit zurechtkommen oder nicht. Mit Arbeitssucht hat dies in der Regel nichts zu tun.

Die Krise gemeinsam meistern

Hat Ihr Partner tatsächlich eine Arbeitssucht, ist ein Einlenken wichtig. Das viele Arbeiten kann die Ehe und den Betroffenen selbst ruinieren. Leider ist es jedoch gar nicht so einfach, eine Ehekrise durch Arbeit zu bewältigen. Ihr Partner weiß oft nicht, dass er eine Arbeitssucht hat. Er sieht nur, dass er doch viel Geld nach Hause bringt und sich für Sie anstrengt. Genau hier müssen Sie ansetzen.

Sagen Sie ihm nicht, dass die Frage „Ehe oder Karriere“ lautet. Das würde seinen freien Wunsch nach beruflicher Entfaltung einschränken, was nicht fair ist. Teilen Sie ihm stattdessen mit, dass er Ehe und Karriere haben kann.

Allerdings soll er für seine Karriere nicht in eine Überforderung schlittern, die leicht zum Burnout führen kann. Anfangs wird dies der Workaholic nicht einsehen. Verdeutlichen Sie ihm, welche ersten Symptome sich bei ihm zeigen und warum für ihn das viele Arbeiten kontraproduktiv ist.

Am wirksamsten ist es, gemeinsam an der Ursache für die Arbeitssucht zu arbeiten. Sollte Ihr Partner beispielsweise das Gefühl haben, er müsste für Sie einen hohen beruflichen Status erreichen und Ihnen ist dies nicht wichtig, dann sagen Sie ihm das. Handelt es sich um eine Person, die süchtig nach Anerkennung ist, muss an dieser Sucht gearbeitet werden. Warum ist ihr/ihm die Anerkennung so wichtig? Wem möchte er oder sie imponieren? Was ist dabei schiefgelaufen? Sie sehen, je nach Einzelfall kann sich ein riesiger Fragenkatalog auftun, der letztlich mit der Arbeit nur noch symptomatisch etwas zu tun hat. Das ist gut so. Es bringt nichts, einem Süchtigen den „Stoff“ wegzunehmen, wenn er nicht gegen die Gründe für sein Verlangen ankämpft.

Tipp: Es ist anfangs schwer, Zugang zum Workaholic zu finden. Geben Sie jedoch nicht auf. Notieren Sie sich, welche „Ausfallerscheinungen“ sich bei Ihrem Partner wegen der Arbeit zeigen. Fordern Sie dann, dass er sich bewusst zwei Stunden Zeit für Sie nimmt. In dieser Zeit dürfen Sie ihn nicht mit Vorwürfen bombardieren. Sagen Sie ihm, dass Sie sich Sorgen um ihn machen, und verdeutlichen Sie, welche negativen Begleiterscheinungen seine Arbeitssucht hat. Im Zuge dessen dürfen und sollen Sie natürlich erwähnen, dass Sie sich vernachlässigt fühlen. Versuchen Sie dann gemeinsam die echten Gründe für das viele Arbeiten herauszufinden und suchen Sie dafür eine Lösung. Das braucht Zeit, aber wenn Sie Ihre Ehekrise meistern möchten, gibt es keinen leichten Weg.

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Infografik Ehekrise Wegen Arbeit: Partnerschaft Mit Einem Workaholic

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Photo by Alex Kotliarskyi on Unsplash

Publiziert am 
Nov 1, 2019
 in Kategorie:
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