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ine Paarbeziehung hat im Laufe ihrer Dauer etliche Schwierigkeiten zu meistern. Bei manchen von ihnen liegt der Auslöser bei den eigenen Kindern. Kommen sie in die Pubertät, ändert sich vieles. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Kind in der Pubertät an der Ehekrise schuld ist. Vielmehr handelt es sich um eine ungünstige Verkettung von der neuen Lebenssituation, der Paarbeziehung und den individuellen Eigenschaften der beiden Partner.

Kinder in der Pubertät: der Haussegen im Dauertief

Die Pubertät kann eine schwierige Zeit für die ganze Familie sein. War das Kind bis zu diesem Zeitpunkt noch niedlich, anhänglich und hilfsbedürftig, hat es sich nun in einen kleinen Revolutionär verwandelt. Er stellt die Geduld der Eltern auf die Probe – jeden Tag aufs Neue. Dadurch lernen auch die Eltern neue Seiten an sich kennen.

Vielleicht reagiert die Mutter einmal mit einer zu harten Strafe auf das heimliche Zigarettenrauchen des Sprösslings.

Sie macht sich daraufhin Vorwürfe, was in einer großen Unzufriedenheit mündet, die sie nun auf den Vollzeit arbeitenden Vater überträgt. Warum ist er nicht häufiger zu Hause? Allein an diesem Beispiel ist zu sehen, dass durch Kleinigkeiten der Familienfrieden gestört sein kann. Verzweiflung kommt auf, die an den Nerven zerrt. Manchmal gibt es kurze Phasen der Ruhe. Sie sind eine gute Möglichkeit, um durchzuatmen. Doch kann kündigt sich erneut eine Katastrophe an, da der Teenager frech demonstriert: Eltern sind nicht mehr als ein lästiges Übel.

Ehekrise aufgrund von Hilflosigkeit

Keine Eltern sind perfekt. Es mag unzählige Bücher und Sprüche zur Paarbeziehung sowie Kindererziehung geben, aber letztlich ist es doch mehr ein „Learning-by-doing“. Da es keine strikte Anleitung für den Umgang mit Kindern in der Pubertät gibt, stellen sich bei Eltern oft Ratlosigkeit und Hilfslosigkeit ein. Sie fühlen sich haltlos überfordert und gleichzeitig vom Kind persönlich angegriffen. Exakt das ist eine explosive Mischung, um selbst in eine Krise zu geraten. Diese persönliche Krise endet letztlich oft in einer Krise in der Ehe. Anstelle das eigene Verhalten zu hinterfragen, wird dem Partner die Schuld für den andauernden Streit mit dem Teenager gegeben.

Und leider gibt es aus dem Streit über die Kindererziehung oft keinen Ausweg.

Immerhin ist es ein Thema, bei dem es (fast) kein Schwarz und Weiß oder Richtig und Falsch gibt. In einigen Fällen streiten sich die Eltern nicht um die Kindererziehung. Sie verlagern die Probleme auf andere Themen, die mit der Pubertät des Kindes nichts zu tun haben. Der Stress verselbständigt sich quasi und durchzieht schon bald nahezu alle Lebensbereiche.

Angst als Katalysator

Angst ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber. Leider ist jedoch niemand davor gefeit, dass dieses zerstörerische Gefühl sich im Geiste manifestiert. Oft schleicht es sich über eine Hintertür ein und leitet auf einmal fast die komplette Gedankenwelt. Letztlich wird so die Angst zu einem Katalysator für andere Probleme. 

Ein Beispiel verdeutlicht dies:

Mutter Sabine kommt am späten Nachmittag vom Job nach Hause. Vor dem Haus trifft sie die Nachbarin, die ihr erzählt, dass an der Schule ihres Sohnes Drogen gefunden wurden. Ein Freund ihres Sohnes wäre daraufhin vom Schulleiter befragt worden. Zuerst ist Sabine erstaunt. Sie zweifelt auch an wenig an den Aussagen der Nachbarin, da diese zum Tratschen neigt. Zu Hause angekommen findet sie ihren Sohn im Bett. Er hört Musik und hat sein Zimmer immer noch nicht aufgeräumt. Sogar ein schmutziger Teller steht noch auf seinem Schreibtisch. Im Mülleimer liegt ein Energiegetränk, obwohl Sabine ihm verboten hat, diese Getränke zu kaufen. Sie ist erzürnt. Zehn Minuten später klingelt das Telefon. Es ist der Freund ihres Sohnes, der angeblich mit dem Schulleiter wegen des Drogenfundes sprechen musste. Als ihr Sohn mit dem Telefon im Zimmer verschwindet, fängt das Gedankenkarussell von Sabine an. Wieso ruft der Junge an? Wie häufig sieht mein Sohn ihn? Als Sabines Mann nach Hause kommt, möchte sie mit ihm reden. Er hat jedoch seinen eigenen Redebedarf, der mit Problemen bei der Arbeit zu tun hat. Sie hört ihm zu, aber ist in Gedanken stets beim Sohn. Das merkt der Partner und ist darüber sauer. Sabine hingegen ist inzwischen fest von ihrer Angst eingenommen. Sie befürchtet, ihr Sohn könnte drogensüchtig sein. Die Konsequenzen sind: wenig Schlaf, Spionage beim eigenen Kind und Stress. Aufbauend auf diesen Grundproblemen entstehen weitere Probleme wie Fehler beim Job, großer Streit mit dem Sohn und Verlust der Libido. Ein Problem bedingt letztlich das andere.

Was brauchen Kinder in der Pubertät?

Der Umgang mit Kindern in der Pubertät kann schwierig sein, da die Sprösslinge eine Achterbahnfahrt der Gefühle durchmachen. Eltern sollten bestmöglich versuchen, die Grundbedürfnisse der Kinder zu berücksichtigen. Das sind:

  • Akzeptanz
  • Geborgenheit
  • Sicherheit
  • Selbstbestimmung
  • Wertschätzung

Natürlich lassen sich diese Grundbedürfnisse nie zu 100 % jeden Tag erfüllen. Manchmal kann es richtig sein, Grenzen aufzuzeigen. Sie können Teil der Sicherheit und Geborgenheit sein, ohne dass das Kind dies begreifen kann. Grundsätzlich ist es wichtig, beim Teenager keinen Druck aufzubauen. Konstruktive Lösungswege sind oft nicht möglich, da die Heranwachsenden Machtkämpfe ohne eigentlichen Grund heraufbeschwören. Ratsam ist, einen schmalen Grat aus Verständnis und klaren Grenzen zu beschreiten.

Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Eltern sich über die Erziehungsmaßnahmen einigen.

Das ist nicht immer einfach. Es bedarf ein hohes Maß an Gedankenaustausch, um einen gemeinsamen Weg zu finden. Der Elternteil, der mehr Zeit mit dem Kind verbringt, sollte unbedingt Pauschalaussagen wie „Du kannst das nicht beurteilen, denn Du bist ja nur selten da“ vermeiden. Beschuldigungen wie diese führen zum Streit. Besser wäre es, dem Partner im Detail aufzuzeigen, wie sich der Teenager gerade verhält. Ist er voll umfassend informiert, kann gemeinsam über die Erziehung gesprochen werden.

Extra-Tipp: Wer mit seinem Kind schon von klein auf einen freundschaftlichen und respektvollen Umgang gepflegt hat, wird feststellen, dass er mit seinem Kind in der Pubertät weniger Probleme hat. Das Verhältnis basiert auf Vertrauen. 

Natürlich gibt es auch die Situation, dass sich Kinder durch schlechten Umgang verändern, und nicht mehr zugänglich sind. Dies verunsichert Eltern, da sie befürchten, ihr Kind komplett zu verlieren. Dieser Stress wirkt sich meist auf die gesamte Familie aus und ist ebenfalls Sprengstoff für eine Ehe. Hier kann es sinnvoll sein, statt sich gegenseitig Vorwürfe zu machen, mit einer Dritten, neutralen Person, über das Problem und mögliche Lösungswege zu sprechen.

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Photo by Elijah O'Donnell on Unsplash

Publiziert am 
Jul 10, 2019
 in Kategorie:
Kinder

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