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örst Du mir eigentlich zu? Dieser Satz fällt in Partnerschaften sehr häufig. Warum? Weil das Gegenüber durch Körpersprache oder Antworten zeigt, dass kein echtes Zuhören stattfindet. Noch schlimmer wird es, wenn der eine denkt, der andere hätte ihm genau zugehört. Er geht dann davon aus, dass der Partner danach sein Verhalten ausrichtet. Geschieht dies nicht, ist ein Streit vorprogrammiert.

Aber wie hören wir aktiv und damit richtig zu? Was macht Zuhören aus und wie lässt es sich trainieren? Einige Erklärungen und praktische Tipps dienen der Unterstützung. Los geht's!

Warum ist Zuhören in der Beziehung so wichtig?

In einer Partnerschaft – und jeder anderen Beziehung - ist das Zuhören von entscheidender Bedeutung, da es die Grundlage für eine gesunde Kommunikation schafft und Konflikten vorbeugt bzw. sie aus dem Weg räumt. Durch aufmerksames Zuhören zeigt man seinem Partner Respekt, Interesse und Wertschätzung, was die emotionale Bindung stärkt. Es ermöglicht, die Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen des Ehepartners zu verstehen und darauf angemessen zu reagieren. Zuhören fördert das Vertrauen in der Beziehung, da es die Offenheit und Transparenz unterstützt.

Die emotionale Unterstützung, die durch Zuhören entsteht, trägt dazu bei, dass sich beide Partner gehört und verstanden fühlen. Konflikte können effektiver gelöst werden, da Zuhören den Raum für einen konstruktiven Austausch schafft und die Grundlage für Kompromisse bildet. Die Entwicklung von Empathie und das Teilen von Emotionen durch Zuhören fördern eine tiefere Verbindung zwischen den Partnern. Kurz gesagt, ist Zuhören in der Partnerschaft nicht nur ein Kommunikationswerkzeug, sondern ein Akt der Liebe und Fürsorge, der das Wohlbefinden und die Intimität in der Beziehung nachhaltig beeinflusst.

Achtung: Unbewusst oder bewusst senden wir an unseren Partner Botschaften, die dieser nicht durch ein oberflächliches Zuhören wahrnehmen kann. Selbst beim aktiven Zuhören können sie verloren gehen. Umso wichtiger ist es daher, genau zuzuhören, was der Partner sagt. Das vermeidet gefährliche Missverständnisse, die neben einer handfesten Ehekrise sogar die Scheidung als Folge haben können. Nicht zuzuhören ist ein echter Kommunikationskiller.

Weshalb heißt es aktives Zuhören?

Doch was bedeutet es eigentlich genau, jemandem zuzuhören. Wir beziehen uns hier auf das „aktive Zuhören“. Bereits das Wort „aktiv“ verdeutlicht, dass es sich um eine bewusste und engagierte Form des Zuhörens handelt. Im Gegensatz zum passiven Zuhören, das eher oberflächlich und "nebenher", etwas unaufmerksam ist, erfordert aktives Zuhören eine aktive Beteiligung. Es bedeutet, sich vollständig auf den Gesprächspartner zu konzentrieren - sowohl verbal als auch nonverbal. Durch das Stellen von Fragen, Wiederholen von Inhalten und Zeigen von Empathie wird eine aktive Kommunikation ermöglicht. Das Ziel besteht darin, nicht nur die Worte zu hören, sondern ebenfalls die Emotionen und Absichten dahinter zu verstehen, um echtes Verstehen zu erreichen und damit eine tiefere und effektivere Verbindung herzustellen.

Beispiele für aktives und nicht-aktives Zuhören

Stellen wir uns vor, dass Jenny über einen stressigen Arbeitstag mit ihrem Ehemann Marco spricht. Aktives Zuhören könnte in diesem Kontext folgendermaßen aussehen:

Beispiel 1 - Aktiv zuhören:

Jenny: „Heute war's wirklich anstrengend auf der Arbeit. Die Projektleitung hat mir zusätzliche Aufgaben zugewiesen und der Druck war enorm."

Marco (aktiv zuhörend): „Das klingt wirklich herausfordernd, mein Schatz. Was waren denn das für zusätzliche Aufgaben? Hast Du den Druck unter Kontrolle bekommen?"

In diesem Beispiel zeigt Marco durch seine Reaktion, dass er nicht nur die Fakten aufnimmt. Er versucht, ein tieferes Verständnis für die emotionalen Auswirkungen auf Jenny zu gewinnen. Dadurch lernt er sie nicht nur noch besser kennen, sondern er kann sein Verhalten danach ausrichten und ihr helfen. Bereits durch die unterstützende Atmosphäre fühlt sie sich wohler.

Beispiel 2 - Nicht aktiv zuhören:

Jenny: „Heute war's wirklich anstrengend auf der Arbeit. Die Projektleitung hat mir zusätzliche Aufgaben zugewiesen und der Druck war enorm."

Marco (nicht aktiv zuhörend): „Oh, so, so. Ein harter Tag. Du Schatz, hast Du daran gedacht, meine Anzüge aus der Reinigung zu holen und bei meiner Mutter anzurufen, um Dich für die Essenseinladung am Wochenende zu bedanken?"

In diesem Beispiel offenbart Marco, dass er nur die Fakten hört. Er verarbeitet sie allerdings nicht und geht auf den anstrengenden Arbeitstag seiner Ehefrau nicht ein. Stattdessen fragt er sie nach Dingen, die für ihn wichtig sind. Jenny wird sich so nicht aufgehoben fühlen und die Reaktion ihres Mannes vielleicht sogar für egoistisch erachten. Möchte Marco das? Was hätte es ihn gekostet, seiner Frau zuzuhören und in ein paar Sätzen auf sie einzugehen? Es lässt sich leicht erahnen, dass im Beispiel 1 das Gespräch im weiteren Verlauf freundlich verläuft. Bei Beispiel 2 endet es vermutlich in beidseitiger Unzufriedenheit und früher oder später in einem Konflikt.

10 Tipps: Wie geht aktives Zuhören?

Es ist gar nicht so leicht, immer aktiv zuzuhören. Wer es jedoch in seiner Ehe kultiviert, erntet dafür großen Lohn. Mit diesen Tipps klappt es leichter:

  1. Volle Aufmerksamkeit schenken: Zeige deinem Partner, dass du ihm wirklich zuhörst, indem du dich auf ihn fokussierst und Ablenkungen minimierst. Schalte zum Beispiel das Smartphone aus oder lege es zumindest zur Seite und vermeide Multitasking während des Gesprächs.
  2. Körpersprache nutzen: Signalisiere dein Interesse durch offene Körpersprache. Das bedeutet, Augenkontakt zu halten, den Körper dem Gesprächspartner zuzuwenden und mit Nicken oder anderen nonverbalen Signalen Zustimmung oder Verständnis auszudrücken.
  3. Wiederholung und Zusammenfassung: Wiederhole von Zeit zu Zeit, was dein Partner gesagt hat, um sicherzustellen, dass du ihn richtig verstanden hast. Dies zeigt nicht nur dein Interesse, sondern gibt deinem Partner auch die Möglichkeit, Missverständnisse zu klären.
  4. Vermeide Unterbrechungen: Lass deinen Partner ausreden, bevor du reagierst. Unterbrechungen können den Gesprächsfluss stören und das Gefühl vermitteln, nicht wirklich gehört zu werden.
  5. Stelle offene Fragen: Verwende offene Fragen, um mehr Informationen zu erhalten und deinem Partner die Möglichkeit zu geben, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Vermeide geschlossene Fragen, die nur mit "Ja" oder "Nein" beantwortet werden können.
  6. Empathie zeigen: Versuche, dich in die Gefühle deines Partners hineinzuversetzen. Äussere Verständnis für seine Perspektive und Gefühle, auch wenn du nicht unbedingt zustimmst.
  7. Kritik vermeiden: Wenn du aktiv zuhörst, geht es darum, deinem Partner Raum zu geben, sich auszudrücken. Vermeide während des Zuhörens Kritik oder das sofortige Angebot von Lösungen.
  8. Geduldig sein: Manchmal benötigt es Zeit, bis dein Partner alle Gedanken und Gefühle ausgedrückt hat. Sei geduldig und warte ab, bevor du reagierst.
  9. Feedback geben: Teile deinem Partner mit, wie du seine Perspektive und Gefühle verstehst. Dies zeigt, dass du aufmerksam zugehört und die Botschaft verstanden hast.
  10. Regelmäßige Praxis: Aktives Zuhören ist eine Fertigkeit, die entwickelt werden kann. Übe regelmäßig, um diese Fähigkeit zu verbessern und eine tiefere Verbindung in deiner Partnerschaft aufzubauen.

Was tun, wenn beim Zuhören die Konzentration verloren geht?

Es ist nicht ungewöhnlich, wenn die Konzentration beim Zuhören verloren geht. Wichtig ist nur, dies zu bemerken und aktiv gegenzusteuern. Versuche, bewusst in den Moment zurückzukehren und deine Gedanken auf das Gespräch zu lenken. Ist dies nur schwer möglich, dann überlege, was dich ablenkt. Körperliche Verfassung? Die Umgebung? Fühlst du dich vom Gesprächsthema überfordert? Ist dir das Gesprächsthema unangenehm, was insbesondere bei Eheproblemen der Fall sein kann. Hast du eigentlich gar kein Interesse an dem Gesagten oder deinem Partner?

Außerdem sind kurze Pausen während längerer Gespräche hilfreich, um die Konzentration aufrechtzuerhalten. In diesen Pausen kannst du kurz extrovertieren, durchatmen, dich sammeln und dann erfrischt zum Gespräch zurückkehren.

Fehlt dir die Motivation zum Zuhören? Dann denke darüber nach, warum das so ist. Eigentlich sollte es schön sein, die Tiefen der Gedankenwelten des Partners und sein Gefühlslebens kennenzulernen! Hast du das aktive Zuhören erst einmal drauf, dann wirst du entdecken: Es ist oft spannender, als selbst zu reden.

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Photo by Priscilla Du Preez 🇨🇦 on Unsplash

Publiziert am 
Mar 6, 2024
 in Kategorie:
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