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s mag nach einem Vorurteil klingen, aber es ist tatsächlich so: Einige Männer verstummen in Beziehungskrisen. Sie sprechen nicht über ihre Gefühle und Gedanken, während sich ihre Partnerin über die Emotionen intensiv austauschen möchte. Der Mann mag in einer Ehekrise keine Kommunikation als sinnvoll empfinden. Die Frau hingegen befürchtet, dass so auf die Ehekrise eine Entfremdung folgt. Wieso schweigen manche Männer hartnäckig? Was kann die Frau tun?

Ehekrise und es gibt keine Kommunikation: Erklärungsversuche

Sprachlosigkeit ist in vielen Beziehungen ein Problem. Häufig ist es die Frau, die ihren Partner immer wieder zum verbalen Austausch auffordert. Das kann ihm sehr auf die Nerven gehen, weswegen er sich zunehmend von ihr distanziert und vielleicht sogar eine räumliche Distanz anstrebt.

Eine einseitige Kommunikation ist für zahlreiche Beziehungen typisch. Sie hat sich mit den Jahren eingeschlichen und ist anfangs gar nicht bemerkt worden. Alles begann so schön, doch auf die große Verliebtheit folgte nach einiger Zeit die Sprachlosigkeit, die in einer Entfremdung enden kann. In einigen Fällen darf die Sprachlosigkeit nicht wörtlich genommen werden, denn es fehlt dem Paar nicht an Worten. Jedoch ist der Inhalt des Gesagten oberflächlich. Über tiefergehende Gefühle wird nicht gesprochen. Der Grund dafür kann ganz unterschiedlich sein. Hier ein paar Ursachen:

  • Der Alltag mit all seinen Aufgaben hat das Paar entfremdet. So schlich sich mit der Zeit ein, den anderen nicht mehr über wichtige Dinge zu informieren.
  • Auf die Verliebtheit folgte die Bequemlichkeit. Wieso sich intensiv austauschen?
  • Insbesondere Männer versuchen oft, Stress in der Beziehung zu vermeiden. Deswegen vermeiden sie, unangenehme Dinge anzusprechen. Stattdessen schweigen sie sie tot.
  • Über die eigenen Gefühle ist sich der Partner nicht bewusst. Er macht sich keine Gedanken, über sich selbst und die Beziehung. Zufriedenheit wird mit Bequemlichkeit verwechselt.
  • Der eine Partner schweigt, weil er nicht die Chance für Veränderungen sieht. Stattdessen wartet er lieber ab, ob sich nicht von allein etwas an der Situation ändert.

Der Mann als einsamer Problemlöser

Gerade Männer haben häufig ein Problem, frei über Gefühle zu sprechen. Sie verharren noch immer in einem archaischen Rollenbild, in dem offene Gespräche über Emotionen keinen Platz haben. Diese Männer möchten sich vielmehr als Problemlöser sehen, die allein auf weiter Flur agieren. Ist ein Problem nicht lösbar, verschieben sie es auf später oder fühlen sich entmachtet. Das Ergebnis: Es wird gar nichts getan. In manchen Situationen mag dies sogar Sinn machen, aber nicht immer. Für viele Paarprobleme gibt es keine unmittelbare Patentlösung.

Dennoch ist es wichtig, über das Problem zu sprechen.

Durch die intensiven, offenen Gespräche findet sich irgendwann, Schritt für Schritt, eine Lösung. Gefühle, Einsichten und Lösungen müssen sich oftmals entwickeln. Geben Sie sich deshalb Zeit, aber lassen Sie das Gespräch nicht einschlafen.

Keine Angst vor dem Streit: kritische Auseinandersetzungen gegen die Ehekrise

Einige Männer befürchten, dass ein Streit mit dem Partner unerwünschte Konsequenzen haben kann. Mündet die Ehekrise in einer Kontaktsperre in Form eines Kontaktverbots? Angst ist bekanntlich kein guter Berater. Ein „produktiver“ Streit führt zu einem Resultat, dass nachhaltig beiden Partnern hilft. Drohungen, Beschimpfungen oder gar Gewalt sollte dabei natürlich keinen Platz haben. Es ist jedoch wichtig, seinen persönlichen Standpunkt zu vertreten und diesen darzulegen. Hierbei ist von großer Bedeutung, dass die Partner den anderen über ihre Gefühle aufklären und warum sie so fühlen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass nicht nur das “Über-sich-selber-reden” wichtig ist, sondern auch das interessierte Zuhören. Nur wenn man sich auch bemüht, das Anliegen und die Gefühle des Partners zuzulassen und diese einfach nur zu verstehen, kann sich ein ehrliches Zwiegespräch entwickeln.

Manchmal hat sich der eine Ehepartner in einem Gedanken verrannt, der letztlich zu einem Verhalten führt, dem jegliche Basis fehlt. Ein Beispiel: Matthias ist 45 Jahre alt. Er war nie ein großer Sportler, aber dafür schon immer ein großer Esser. An einem Montagmorgen sagt er seiner Frau Karin am Frühstückstisch, dass er nach der Arbeit später nach Hause kommt. Er würde noch ins Fitnessstudio gehen. Ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, macht er sich auf den Weg. Karins Kopfkino beginnt. Sie fragt sich, weswegen ihr Mann plötzlich Sport treiben will. Über die Wochen hinweg verfestigen sich bei ihr zwei Gedanken: 1. Ihr Mann geht gar nicht ins Fitnessstudio, sondern hat eine Affäre. 2. Ihr Mann geht ins Fitnessstudio, um für seine Affäre attraktiver zu sein. Anstelle Matthias direkt anzusprechen, stellt sie diffuse Nachfragen, agiert zickig und zeigt ein beleidigtes Verhalten. Ihr Mann ist ratlos und schiebt dieses Verhalten auf die Wechseljahre seiner Frau. Mit der Zeit entwickelt sich eine Ehekrise, über die das Paar nicht offen spricht.

Irgendwann platzt jedoch Karin der Kragen und sie wirft Matthias eine Affäre vor. Matthias ist erstaunt.

Nach einem langen Hin und Her stellt sich heraus: Die Diagnose Diabetes im Anfangsstadium führte dazu, dass Matthias Sport zur Gewichtsreduktion treibt. Er hatte sich dafür geschämt und deshalb die Gründe für sein Fitnessprogramm verschwiegen.

Dieses Beispiel zeigt, dass ein intensiver, ehrlicher Austausch über Befindlichkeiten und Geschehnisse Ehekrisen verhindern kann. Die erste Verliebtheit verschwindet mit der Zeit, aber sie kann durch eine aufrichtige, tiefe Liebe ersetzt werden. Hierfür ist jedoch eine fortlaufende Auseinandersetzung mit dem anderen und ein stetes Hinterfragen der eigenen Person unerlässlich. Dann wird es nie zu einer Ehekrise wegen „wir reden nicht mehr miteinander“ kommen und Sie können auch größere Schwierigkeiten in der Ehe meistern.

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Photo by Hannah Busing on Unsplash

Publiziert am 
Apr 7, 2020
 in Kategorie:
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