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ündet die Krise der Eheleute in eine Trennung, kommen zahlreiche Gefühle hoch. Traurigkeit, Wut und Scham vermischen sie sich mit Gedanken wie „vielleicht gibt es doch noch eine Chance“. Darauf folgt eine Hoffnungslosigkeit, die bei manchen einen Suizid provozieren kann. Zweifelsohne ist eine Trennung von Paaren mit einem kleinen Tod zu vergleichen. Ein Lebensabschnitt hat sein Ende gefunden. Wie lässt sich das Beziehungsaus besser durchstehen? Wie lässt sich Zuversicht finden, nachdem die Liebe verloren ist? Hier ein paar Tipps.

Mit der Trennung fertig werden: am Anfang steht die Verarbeitung

Du kannst Gefühle nicht ignorieren. Du kannst sie nur integrieren. Deswegen mache dir nicht vor, dass du einfach so weitermachen kannst wie vorher. So einfach funktioniert die Verarbeitung einer Scheidung nicht.

Betrachte deine Emotionen bewusst. Sie können durchaus wechseln. Der Schmerz kann Traurigkeit ebenso auslösen, wie Wut und Ärger. Manche Menschen empfinden auch in Teilen Erleichterung, da jetzt Probleme wegfallen.

Es ist unerlässlich, dass du deine Gefühle wahrnimmst und sie nicht in dir gären lässt.

Auf diese Weise kannst du dich letztlich besser von den negativen Emotionen befreien und irgendwann wieder positiv denken. Nur dann bist du wieder bereit, irgendwann eine neue Beziehung einzugehen.

Es ist daher völlig ok und auch gesund, wenn du dich bei Freunden ausweinst und mit ihnen über deine Gedanken redest. Du kannst auch Tagebuch führen oder dir professionelle Hilfe suchen. Geh diese Heilung bewusst an, um nach dem Aus irgendwann wieder glücklich zu werden.

Zeit für dich allein

Oft ist es ratsam, nach einer Trennung Abstand vom Ex-Ehepartner zu nehmen – gedanklich und räumlich. Manchmal ist dies nicht leicht. Insbesondere wenn Kinder zu der Beziehung gehören oder ein großer gemeinsamer Freundeskreis besteht. Häufig muss sich auch mit Themen wie Hausverkauf, Unterhalt usw. auseinandergesetzt werden. Das kann das Nervenkostüm stark belasten und die Lage verkomplizieren. Umso wichtiger ist es, für künftige Zusammentreffen eindeutige Grenzen zu setzen. Das erleichtert das Beziehungsende.

Extratipp: Teilweise verfällt das Ehepaar in Bewältigungsstrategien, die mehr schaden als nutzen. In der Regel entstehen sie durch zu viel Kontakt miteinander. Vielleicht will der eine den anderen trösten oder möchte ihn ärgern/terrorisieren. Letztlich hilft dies keinem und macht für beide die Trennung nur noch schwerer.

Schuldzuweisungen vermeiden

Es liegt in der Natur des Menschen, immer einen Grund für eine Sache zu suchen. Das führt bei Trennungen häufig zu destruktiven Schuldzuweisungen. Der eine neigt dazu, sich selbst zu verurteilen. Der andere gibt dem Partner die Schuld für das Ehe-Aus. Beides ist für dich und deinen Partner schädlich.

Manchmal geschehen Dinge, die sich nicht zu 100 % erklären lassen. Häufig verstecken sich dahinter so weitverzweigte Wechselwirkungen, dass es keinen Schuldigen gibt. Beide Ehepartner haben zum Beziehungsaus beigetragen. Vielleicht hätte es einen Punkt gegeben, an dem sich die Ehekrise hätte meistern lassen. Sich damit wochenlang auf destruktive Weise zu beschäftigen, macht allerdings wenig Sinn. Sinnvoll ist allerdings, darüber so objektiv wie möglich nachzudenken.

Selbstreflexion anstatt Selbsthass

Niemand, der gerade in einer Krise steckt, hört gerne, dass er aus dieser gestärkt hervorgehen kann. Doch dieser Grundsatz stimmt tatsächlich, sofern wir daraus etwas lernen. Wie das geht? Trau dir den unangenehmen Schritt zur schonungslosen Selbstreflexion zu. Das mag schmerzhaft sein, ist aber heilsam und dient dem Persönlichkeitswachstum. Überlege:

  • Was genau waren meine Taten oder Unterlassungen, die dazu geführt haben, dass wir uns trennen? (Du musst dies nur vor dir selber eingestehen und das Ergebnis dieser Analyse nicht in die Welt hinausposaunen. Trau dich also ehrlich hinzuschauen.) Die richtige Antwort wird dich sehr erleichtern und die negativen Gefühle für deinen Partner spürbar vermindern.
  • Was habe ich aus den Erfahrungen mit einem Ex-Ehepartner gelernt?
  • Was wünsche ich mir von einer Partnerschaft?
  • Was bin ich bereit, in einer Ehe zu geben?
  • Wie kann ich meinen Anteil an einer funktionierenden zwischenmenschlichen Beziehung verbessern?
  • Wie gehe ich mit der Trennung um?

Verfalle bei diesen Fragen nicht in eine Was-wäre-wenn-Grübelei. Das ist zwar menschlich, aber tust du dies über einen längeren Zeitraum, behinderst du deine Persönlichkeitsentwicklung eher, als das du dir hilfst.

Selbstmitleid zulassen: ein Balanceakt

Hat die Nachkriegsgeneration das Selbstmitleid noch verteufelt, scheinen die jüngeren Generationen davon gar nicht genug zu bekommen. Das ist ein normaler Prozess der Abgrenzung vom Alten, um etwas Neues zu erschaffen. Im nächsten Schritt balancieren sich diese zwei Extreme aus. Genauso solltest du es auch tun. Es ist gesund, Mitgefühl und Verständnis mit sich selbst zu haben. Ja, du darfst traurig sein. Ja, du darfst dich aus der Bahn geworfen fühlen. Ja, du darfst von deinem Partner enttäuscht sein. Versinke allerdings nicht im Selbstmitleid, sondern nutze diese Gefühle für eine Selbsterkenntnis (siehe den ersten Punkt unter "Selbstreflektion anstatt Selbsthass").

Dramatisiere nicht dein Leben und deine Trennung. Sie ist traurig und sie fühlt sich wie das Ende der Welt an, aber du kannst diesen Lebenseinschnitt meistern.

Letztlich tut es deinem Ex-Partner und dir besser, wenn du irgendwann das akzeptieren kannst, was sich nicht ändern lässt. Dann kannst du mental und vielleicht sogar räumlich weiterziehen.

Wahres Zaubermittel: Beschäftigung

Es ist okay, unmittelbar nach der Trennung für sich zu sein und weinend im Bett zu liegen. Bedenke jedoch, dass du nicht allein bist. Es gibt andere Menschen (wie deine Kinder, deine Eltern, deine Freunde, deine Kunden, dein Chef und andere soziale Kontakte), die sich auf dich verlassen und dich brauchen. Du kannst dir auch durch Ehrenämter gezielt eine Beschäftigung suchen, bei denen du gebraucht wirst. Das lenkt dich ab und stärkt dein Selbstvertrauen.

Übrigens: In vielen Fällen ist es keine gute Idee, das Leben komplett umzukrempeln.

Übereilt den Job zu kündigen, in eine neue Stadt zu ziehen oder von einem One-Night-Stand in den nächsten zu stolpern, wirkt sich letztlich negativ auf dich aus. Besser ist es, nicht „wie von Sinnen“ zu sein und mit Ruhe das bisherige Leben zu überdenken. Die Trennung vom Partner steht bereits für eine drastische Veränderung, weswegen du dich nicht noch mit weiteren großen Veränderungen im Leben auseinandersetzen solltest. Sie können im nächsten Schritt folgen.

[Checkliste] Tipps für den Umgang mit dem Beziehungsaus

  1. Gib deine Kontrolle über dich selbst nicht ab.
  2. Versuche, aus den anstehenden Veränderungen das Beste zu ziehen.
  3. Fokussiere dich nicht auf Dinge, die du nicht steuern kannst.
  4. Bleib deinen Grundsätzen treu und triff Entscheidungen so, dass du gut mit ihnen leben kannst.
  5. Rede vor Bekannten nicht schlecht über deinen Ex-Partner.
  6. Hab keine Angst davor, allein zu sein.
  7. Höre damit auf zu betonen, dein Ex stände in deiner Schuld.
  8. Erwarte keine schnellen Lösungen, denn die Verarbeitung einer Trennung braucht Zeit.

Fazit: Dein Ziel sollte es sein, aus einer Opferrolle zurück in eine Position von Ursächlichkeit und damit Lebensbejahung zu gelangen. Alles was du dafür brauchst, liegt tatsächlich in dir selbst.

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Publiziert am 
Aug 10, 2022
 in Kategorie:
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