F

ehlgeburten und Totgeburten stellen jedes Paar auf eine harte Belastungsprobe und sind insgesamt ein heikles Thema. Während die einen das gemeinsame Leid noch näher bringt, führt bei anderen die Fehlgeburt zur Ehekrise. Aufgrund des drastischen Verlustes können Gefühle der Entfremdung entstehen. Manchmal folgen auch Schuldzuweisungen, die sich ebenfalls als kontraproduktiv erweisen. Der Hauptgrund für eine Ehekrise nach der Fehlgeburt ist jedoch das unterschiedliche Verhalten der Menschen nach der Trauer und das mangelnde Verständnis für das Trauerverhalten des Partners.

Ehe zerbricht an Fehlgeburt: Frauen entwickeln oft depressive Verstimmungen

Jede Frau reagiert anders auf eine Fehlgeburt. Sehr häufig werden depressive Verstimmungen nach dem traumatischen Erlebnis beobachtet. Wie sich diese ausdrücken, ist ebenfalls von Fall zu Fall verschieden. Hier ein paar Beispiele:

  • Die Frau zieht sich vollkommen zurück.
  • Die Frau weint ständig.
  • Die Frau macht sich selbst schwere Vorwürfe.
  • Die Frau überkompensiert die Situation durch ein hyperaktives Verhalten. Dahinter verbirgt sich jedoch die depressive Verstimmung.
  • Die Frau lehnt eine neue Schwangerschaft komplett ab.
  • Die Frau will sofort wieder schwanger werden.
  • Die Frau beschuldigt ihren Partner oder ihr Umfeld für die Fehlgeburt.
  • Die Frau betäubt sich mit Suchtmitteln wie Schlaftabletten oder Alkohol.

Dies sind ein paar Beispiele für typische Verhaltensweisen. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie können eine Ehekrise nach der Fehlgeburt auslösen. Das liegt zumeist dann daran, dass die Frau nicht mehr für Gespräche offen ist und sich sperrt. Der Partner weiß nicht damit umzugehen und zieht sich ebenfalls verstärkt zurück oder geht in die Offensive. Letztlich entstehen Missverständnisse und Zerwürfnisse, die in die Krise führen. Ob sich die Ehekrise nach der Fehlgeburt meistern lässt oder die Trennung droht, hängt vom Umgang mit der Krise ab.

Männer verbergen die Trauer häufig

In unserer Gesellschaft dürfen Frauen weinen und Schwäche zeigen. Bei Männern hingegen ist dies noch immer anders. Sie sollen der starke Part an der Seite der Frau sein und weniger Gefühle zeigen. Dieses archaische Bild ist in vielen Köpfen verankert, weswegen es für Männer im Allgemeinen schwerer ist, Trauer zuzulassen. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Darüber hinaus trägt der Mann nicht das Ungeborene in seinem Körper. Es ist die Frau, die dies tut und somit eine sehr frühe Bindung zum Kind entwickeln kann.

Exakt diese Distanziertheit ihres Partners kränkt manche Frau, die gerade ihr Ungeborenes verloren hat. Sie versteht nicht, warum der Partner nicht ebenso stark an dem Kind gehangen hat. Insbesondere wenn die Fehlgeburt in einer sehr frühen Schwangerschaftswoche war, ist es für den Mann eher der temporäre Verlust eines Wunsches als der Verlust eines tatsächlichen Kindes. Für Frauen ist dies häufig anders.

In vielen Fällen stellt der Mann die Trauer der Frau in den Fokus. Er selbst gibt sich nüchtern und konzentriert sich ganz auf seine Partnerin, um ihr so eine bessere Stütze zu sein. Doch das Verhalten kann nach hinten losgehen. Die Frau mag dahinter eine Gefühlskälte vermuten und den Gedanken entwickeln, der Mann wünsche sich gar kein Kind. Durch so ein Missverständnis, dass durch Unterdrückung der eigenen Trauer entstanden ist, kann viel Schaden entstehen.

Unterschiedliches Trauerverhalten – eine Lösung

Niemand sollte sich dafür schämen, wie er mit Trauer umgeht. Wichtig ist nur, diese richtig zu verarbeiten, um weiterleben zu können. Um das zu tun, muss jeder sich selbst analysieren. Was für ein Trauertyp bin ich? Was löst die Fehlgeburt in mir aus? Erklärt beispielsweise der Mann seiner Ehefrau, dass er aufgrund des Schmerzes mehr arbeitet, versteht sie ihn besser. Sie ist nicht gekränkt und kann stattdessen dem Mann den Halt geben, Trauern zu dürfen. Umgekehrt sollte die Frau ihrem Mann ihre Emotionen mitteilen. Was hat die Fehlgeburt in ihr bewegt? Durch das Verständnis für den anderen lässt sich eine Ehekrise wegen der Fehlgeburt vermeiden und meistern.

Ehe zerbricht an Fehlgeburt: die Sexualität fehlt

Sex gehört zu einer Beziehung. Für gewöhnlich sind es vor allem die Männer, die den Sex sehr gut von Spannungen in der Beziehung trennen können. Frauen haben damit eher Probleme. Das Ergebnis ist: Bei Partnerschaftsproblemen schläft oft das Sexleben ein.

Eine Fehlgeburt stellt diesbezüglich eine Sondersituation dar.

Sie kann zu Schmerzen, Blutungen und anderen körperlichen Beschwerden führen, die die Lust auf Sex vernichten. Manchmal rät der Arzt dringend von Sex ab, damit die Wunden heilen. Der Partner sollte dies verstehen und die Frau jetzt nicht drängen.

Einige Menschen empfinden Sex in der Trauerzeit als unpassend. Manche verknüpfen den Sex konkret mit der Fehlgeburt und lehnen ihn deswegen ab. Zumeist ist es jedoch die starke Enttäuschung über die abgebrochene Schwangerschaft, die das Verlangen nach Sexualität stoppt. Ob Mann oder Frau: Wenn der Partner wegen der Fehlgeburt keinen Sex möchte, ist dies zu akzeptieren. Ein Grund für eine Ehekrise sollte dies nicht sein. Mit der Zeit wird das Verlangen zurückkommen.

Ehekrise meistern: das Leben nach der Fehlgeburt

So traurig und schwerwiegend eine Fehlgeburt auch ist, sie bedeutet nicht das Ende des Lebens oder der Partnerschaft. Es ist wichtig, den Verlust gemeinsam zu verarbeiten und dem anderen Zeit für die Trauerarbeit zu geben. Genauso wichtig ist es jedoch, sich in der Trauer nicht komplett zu vergraben. Gehen Sie raus an die frische Luft! Treiben Sie Sport! Aktivitäten mit dem Partner, liebgewonnene Rituale und eine bewusste Zeit zu zweit können bei der Trauerarbeit helfen. Nach einer Trauerphase sollte das Leben schließlich weitergehen.

Bedenken Sie auch: Es ist möglich, aus der Krise gestärkt hervorzugehen. Das Paar kann sich noch besser kennenlernen und dem anderen die Liebe zeigen. Nicht immer muss eine Fehlgeburt in einer Ehekrise münden.

_________

Photo by Almos Bechtold on Unsplash

Publiziert am 
Sep 17, 2019
 in Kategorie:
Kinder

Mehr zur Kategorie:

Kinder

alle ansehen

Nehme an unserem regelmäßigen Newsletter teil und lies als erstes die neuen Beiträge:

Vielen Dank! Wir haben Deine Anmeldung erhalten.
Hoppla! Beim Absenden des Formulars ist ein Fehler aufgetreten.