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hekrisen können die unterschiedlichsten Gründe haben. Einige Gründe lassen sich leichter aus dem Weg räumen als andere. Das ist ein Fakt. Unabhängig von der Ursache lassen sich zum Meistern der Ehekrise drei Kernlösungen identifizieren: Reden, Zeit geben, Ursache finden. Authentische Erfahrungen mit Ehekrisen offenbaren nämlich deutlich, dass diese drei Maßnahmen den Weg aus der Krise ebnen. Lies selbst!

Ariane und Kurt: wenn die Arbeit die Ehe belastet

Ariane und Kurt waren in ihrem dritten Ehejahr. Sie hatten gerade gemeinsam ein Haus gekauft und hatten  es sich in diesem gemütlich eingerichtet. Gern organisierten sie Grill- und Spieleabende mit Freunden. Am Wochenende verbrachten sie viel gemeinsame Zeit mit der Gartengestaltung. Am Ende des dritten Ehejahres bekam Ariane eine Beförderung, die mit mehr Gehalt und mehr Verantwortung einherging. Beide freuten sich darüber – anfangs. Aber mit den Monaten wurde Kurt immer unzufriedener. Er stänkerte gegen Ariane und warf ihr vor, für sie würde nur die Arbeit zählen. Ariane hingegen sah in ihrem Mann auf einmal einen Macho, der nicht damit zurechtkam, dass eine Frau eine Chefposition hat und mehr Geld verdient als ihr Partner. Irgendwann bemerkte Ariane, dass sie abends gar nicht mehr nach Hause wollte. Vermutlich würde Kurt wieder schlecht gelaunt sein. Also arbeitete sie immer mehr und erhielt so auch mehr Anerkennung im Job. Ihre Ehe befand sich hingegen in einer schweren Krise.

Die Lösung: Ariane war sich sicher, dass Kurt auf sie eifersüchtig war und sich als Macho entpuppte. In einem aufrichtigen, schmerzhaften Gespräch erfuhr sie jedoch, dass dem gar nicht so war. Ihr Mann gestand vielmehr  zu, dass er seine Frau und die gemeinsamen Unternehmungen mit Freunden und im Garten vermisste.

Er freute sich über ihren beruflichen Erfolg, aber wusste nicht, was er mit seiner Zeit allein anstellen sollte. Indem beide miteinander sprachen, näherten sie sich wieder an. Ariane wusste nun, dass sie sich in ihrem Mann getäuscht hatte. Er war nur verletzt, aber missgönnte ihr nichts. Bereits das Wissen darum räumte viele kleinere Streitereien aus. Letztlich meisterten sie die Ehekrise durch einen Kompromiss: Ariane machte weniger Überstunden, aber arbeitete ein wenig mehr als vor der Beförderung. Kurt suchte sich neben dem Garten ein zweites Hobby, dass die Zeit ausfüllte, die Ariane im Büro war. Mit dem besseren Gehalt von Ariane gönnte sich das Paar gemeinsame Unternehmungen wie der Besuch von Gartenschauen in der ganzen Bundesrepublik und in den Nachbarländern. So hatten beide unmittelbar etwas davon, was ihre Partnerschaft förderte.

Susanne und Peter: Depressionen als Krisenauslöser

Seit mehr als zehn Jahren waren Susanne und Peter glücklich verheiratet. Sie hatten hin und wieder kleinere Probleme, aber meisterten diese stets. Doch im zehnten Ehejahr zog sich Peter immer mehr zurück. Er ging zur Arbeit, kam nach Hause und saß vor dem Fernseher. Mit Freunden und Familie traf er sich kaum noch. Wenn Susanne ihn darauf ansprach, murmelte er nur etwas Unverständliches. Ließ sie sich davon nicht abwimmeln, wurde er laut. Die Wochen vergingen und seine aggressiven Ausbrüche wurden stärker. Er hob nie gegen Susanne die Hand, aber zerschlug aus Wut sein Smartphone, schmiss frisch gekochtes Essen wegen eines kleinen Missgeschicks weg und raunzte im Supermarkt eine langsame Kassiererin an. Susanne beobachtete das Verhalten mit Sorge. Irgendwann fasste sie sich ein Herz und erzählte einer Freundin davon. Diese riet, sich sofort zu trennen. Peter könnte irgendwann ihr gegenüber aggressiv werden.

Die Lösung: Susanne entschied sich gegen eine Trennung. Immerhin hatten sie 10 gute Jahre miteinander verbracht, da schmeißt man nicht einfach das Handtuch.

Sie fand das neuerliche Verhalten ihres Ehemanns so seltsam, dass sie es ergründen wollte. Da sie ihn vorerst nicht direkt darauf ansprechen konnte, holte sie sich Hilfe von anderer Seite. In einer Selbsthilfegruppe für Ehepaare mit Problemen fand sie heraus, dass hinter den plötzlichen Aggressionen eine Depression stecken könnte. Gerade Männer würde dazu neigen, eine depressive Verstimmung durch Wut und nicht durch Weinen auszudrücken. Im nächsten Schritt suchte sie nach der Ursache für Peters schlechte Stimmung. Was war passiert? Sie beobachtete ihren Mann bewusster und bemerkte, dass er seine Ernährung drastisch verändert hatte und an manchen Abenden nur vorgab zu essen. Stattdessen landete die Mahlzeit heimlich im Mülleimer. Susanne konfrontierte Peter nicht damit. Sie vertraute darauf, dass ihr Mann irgendwann zu ihr käme oder er etwas gegen das Problem tun würde. Und ihr Warten wurde belohnt. An einem lauen Sommerabend kam Peter auf sie zu und eröffnete ihr, dass er in den letzten Monaten etliche Arztbesuche hinter sich hatte. Starke Magenschmerzen hätten ihn dazu getrieben, letztendlich doch einen Mediziner aufzusuchen. Bisher fanden die Ärzte jedoch keine Ursache für die Schmerzen. Die damit einhergehende Hoffnungslosigkeit ließ ihn in tiefe Depressionen fallen. Gleichzeitig war er so voller Wut, dass er bei jeder Kleinigkeit sofort aus der Haut hätte fahren können. Susanne verstand ihren Mann nun besser und Peter selbst war froh, ihr von seinem Leiden erzählt zu haben. Obgleich es keine unmittelbare Verbesserung seiner Magenschmerzen gab, konnte er nun selbst besser damit umgehen. Das beseitigte seine Depression und damit die Ehekrise.

Sarah und Carsten: der gefürchtete Seitensprung

Nach 40 glücklichen Ehejahren brach über Sarah und Carsten die Ehekrise ein. Für beide erschien sie auf den ersten Blick überraschend, aber eigentlich war die Partnerschaft schon vorher in Schieflage geraten. Auslöser der Ehekrise war ein Seitensprung von Carsten: Er hatte einen One-Night-Stand mit einer jüngeren, neuen Kollegin. Ein paar Tage nach dem Fremdgehen brach Carsten vor Sarah zusammen und beichtete das Geschehen. Sie war außer sich. Beide waren doch schon über 60 Jahre alt. Warum passiert das jetzt?

Sarah stürmte davon. Seitdem sie in Frührente war,  hielt sie sich nur noch selten zu Hause auf. Sie engagierte sich intensiv für ein Behindertenzentrum. Ihr eigener Sohn verstarb bereits früh wegen einer angeborenen Behinderung, weshalb die Arbeit Sarah umso mehr am Herzen lag. Oft verbrachte sie auch die Wochenenden im Zentrum. Abends ging sie inzwischen auf Empfänge, da sich Politiker gern mit ihr schmückten. Sie war ein gern gesehener Partygast, der gut fürs Image der Partei war. Inzwischen war sie eine kleine Berühmtheit. Sogar das Fernsehen hatte bereits eine Reportage über sie gemacht. Bei Carsten hingegen ging es im Job bergab. Der Steuer- und Wirtschaftsprüfer konnte nicht mehr alle Neuerungen im Steuerrecht aufnehmen, weswegen seine jüngeren Kollegen einige Mandanten übernommen. Deutlich spürte er seit Jahren, dass er auf dem Abstellgleis war. Seine Frau hingegen wurde bejubelt.

Die Lösung: Nach ein paar Tagen Funkstille zwischen Sarah und Carsten ging sie auf ihren Mann zu. Sie schätzte, dass er ihr Zeit zum Nachdenken gab. Immerhin gab es viel zu „verdauen“.

Sie fragte ihren Ehemann, ob er sich in die Frau verliebt hatte, ob sie eine richtige Affäre hätten und ob er sie selbst noch begehren würde. Carsten antwortete ehrlich, was für ihn selbst schmerzhaft war. Der One-Night-Stand kam nur zustande, da er sich endlich wieder als Mann fühlen wollte. Er wollte begehrt und beachtet werden. Lieben würde er nur seine Frau. Sarah kam mit dieser Aussage anfangs nicht zurecht. Sie glaubte Carsten nicht. Fremdgehen wäre doch immer ein Grund für die Scheidung! In den nächsten Wochen sprachen die beiden oft und intensiv miteinander. Sie zankten sich, aber letztlich fanden sie zusammen. Die Ursache für das Fremdgehen war komplex. Bereits seit Jahren nagte in Carsten das Gefühl, im Job und daheim nicht mehr gebraucht zu werden. Er hatte es nur nie geäußert, weil er sich die Schwäche nicht eingestehen wollte. Sarah bemerkte, dass sie ihren Mann noch liebte und ihm verzeihen könnte. Es würde jedoch nicht von heute auf morgen gehen, da das Vertrauen gelitten hatte. Um die Ursache für Carstens Unwohlsein zu beseitigen, veränderten sie ihr Leben: Carsten ging nun auch in den Ruhestand und fand darin Erfüllung, seine Frau bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit zu unterstützen und für die Organisation die administrativen Aufgaben zu übernehmen.

Ursachenfindung – Zeit geben – Kommunizieren

Wie du an den Paaren siehst, die Erfahrungen mit einer Ehekrise hatten, ist es möglich, der Liebe eine zweite Chance zu geben. Wichtig hierbei ist, miteinander ehrlich zu reden, nicht gleich aufzugeben und dem anderen Zeit zu geben. Finde die wahren Ursachen für die Krise heraus, um die richtigen Lösungsschritte einzuleiten.

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Photo by Everton Vila on Unsplash

Publiziert am 
Jul 1, 2021
 in Kategorie:
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